Shanghai

Shanghai war eine krasse Erfahrung für mich. Alles war unfassbar fremd. Drei Monate habe ich dort verbracht, mit Hilfe eines InWEnt-Stipendiums für Nachwuchsführungskräfte (November 2006 bis Februar 2007). Ich habe in dieser Zeit einen Newsletter für die Hamburg-Repräsentanz betreut (http://www.hamburgshanghai.org). Dafür habe ich Artikel geschrieben über Museen, über die Vorbereitungen zur EXPO 2010 und vieles mehr… außerdem habe ich mich um die englische Webseite http://www.green-shanghai.com/ gekümmert.

Mit Hilfe des Stipendiums konnte ich mir eine Privatlehrerin leisten und ein bisschen Mandarin lernen. Darüber hinaus bin ich mit meinem Freund nach Beijing und nach Hong Kong gereist. Die Erlebnisse habe ich in einem Weblog für den Münchner Presseclub verarbeitet: http://www.presseclub-muenchen.de.

Wie man dem Resümee entnehmen kann, ist es mir in dieser Zeit nicht wirklich gelungen in die chinesische Kultur einzutauchen. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich kein Chinesisch kann. Es hängt aber auch mit den Chinesen zusammen, die ihr Privatleben vor Ausländern weitestgehend abschirmen. Ich habe mich oft gewundert, den Kopf geschüttelt. Nicht selten war ich überfordert von den vielen Menschen und dem Lärm und manchmal einfach nur überrascht. Zum Beispiel von der unglaublichen Dynamik dieser Stadt, von der Freude der Menschen auf die Zukunft – etwas, das man bei uns in Deutschland leider so gar nicht kennt. Und ich war oft ausgepowert, denn Shanghai ist wie ein Oktopus, der dir viel abverlangt und dir sämtliche Lebensenergie aussaugt. Ich habe mich in dieser Zeit oft nach deutschem Käse und frischen Vollkornbrötchen gesehnt, und vor allem nach Bewegung und frischer Luft. In Shanghai ist es nahezu unmöglich joggen zu gehen, weil die meiste Zeit eine penetrante Smogglocke über der Stadt hängt.

Ich habe mich gewundert über die Zensur, die vielen Einschränkungen, die Kontrolle, die Propaganda und die Menschen. Vor allem die Menschen, ihre Denke, war mir oftmals so unfassbar fremd. Das Abenteuer China war für mich eine große Herausforderung, weil ich mir endlich ein eigenes Bild des großen Drachens machen konnte. Und die drei Monate haben wir vieles abverlangt, ich bin oft an meine Grenzen gekommen, vor allem an meine physischen Grenzen, weil ein normaler Arbeitstag zehn bis zwölf Stunden umfasste plus zwei Stunden Metrofahrt, nach Pudong und zurück.

Dennoch möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Sie hat mir gezeigt, dass mein Recherchegebiet nicht in Asien liegt, sondern in Russland, denn hier habe ich mich – im Gegensatz zu Shanghai – wirklich wohl gefühlt, obwohl ich Vegetarierin bin und das mit der fleischlosen Ernährung in Russland alles andere als einfach ist. Aber: Auch die Chinesen sind, entgegen unseres Vorurteils, keinesfalls nur Reis- und Gemüseesser. Die Chinesen sind Fleischliebhaber und essen Reis nur wenn sie nicht satt geworden sind. Grausam, aber wahr. Der Chinese um die Ecke hat nun mal nichts mit dem in China zu tun. Grausam. Aber wahr.

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