Alle guten Journalisten haben bei der Lokalzeitung angefangen.
Jedenfalls kommt mir das so vor. In Wirklichkeit sind es vielleicht nicht alle sondern extrem viele. Auch ich gehöre dazu. Ich habe bei der Schwäbischen Zeitung angefangen. Die hat ihren Sitz in Leutkirch und im Westen von Baden-Württemberg mehr als 20 Lokalausgaben. Ich habe, als ich 16 war, bei der Lokalausgabe von Ellwangen angefangen, bei der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Dort war Claus Liesegang mein Redaktionsleiter. Und: Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Vor allem hat er sich Zeit genommen, meine Texte zu redigieren. Am Anfang war das sicher nicht immer einfach. Aber es hat mich ermutigt, weiter zu machen. Und heute bin ich ihm sehr dankbar dafür. Er hat mich auch auf den Trichter gebracht, Russisch zu lernen. Schließlich hat er selber Slawistik in Regensburg studiert und meinte damals: „Russland ist ein unglaublich spannendes Berichtsgebiet. Und Russisch ist eine gute Grundlage, um darauf aufzubauen.“ Er sollte Recht behalten.
Deshalb rate ich heutzutage selber jungen Journalisten die ersten Gehversuche im Print zu machen. Am besten bei einer Lokalzeitung. Hier hat man immer Bedarf an freier Mitarbeit. Es gibt jede Menge Termine, die man machen kann. Auch ganz unterschiedliche Sachen, nicht nur Hasenzüchterverein und Stadtrat. Nicht zuletzt ist hier viel Eigeninitiative und Selbständigkeit gefragt – eine gute Schule für später. Und: Es ist eine gute Schule, um die Grundlagen zu lernen. Zum Beispiel Interviews zu führen. Wesentliche Ergebnisse zusammenzufassen. Sich an Reportagen nah am Menschen zu versuchen. Fotografieren und Layouten zu lernen… und vieles mehr. Die Lokalzeitung ist einfach der ideale Ort, um die ersten Gehversuche im Journalismus zu machen. Und im Anschluss: jede Menge Arbeitsproben mit nach Hause zu nehmen, um sich für weitere Praktika zu bewerben.
Der Weg im Journalismus ist wie ein Treppenaufstieg. Es kommt eine Stufe nach der anderen. Nicht selten fällt man auch eine Stufe zurück und dann stolpert man wieder zwei nach oben. Ankommen tut man jedenfalls nie. Es geht immer weiter. Denn: Der Weg ist das Ziel.